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OHSOBOHO

TRAVEL

Palmen und Rum – Dominikanische Republik

February 8, 2018TRAVEL10

Wir haben zwei Wochen Dominikanische Republik gebucht. Strand und Palmen und Paradies und Touristen und am besten an nichts denken. Tatsächlich wurde es eine Reise, bei der ich viel über das Reisen gelernt habe.

 

Anfang September, ich hatte mich gerade mit Madlen auf einen Fuerteventura Trip geeinigt, meldete sich meine liebe Freundin Anne an einem Vormittag aufgeregt bei mir. Wir hatten schon vor einer Weile darüber gesprochen, dass sie ihren übrigen Urlaub zum Jahresende mit mir verballern möchte, ich war aber unschlüssig gewesen und hatte es über den Sommer auch ein bisschen vergessen. Doch Anne ist ein kleiner Deal-Fuchs und wirbelte mir mit einem Angebot entgegen: Direktflug in die Dominikanische Republik mit der Condor von Düsseldorf nach Punta Cana, zwei Wochen für 200€. Was sollte ich also dazu sagen? Buchen! Ein günstiges Airbnb in Las Galeras dazu und einen Mietwagen für zwei Wochen, damit wir unabhängig die Insel erkunden können. Mehr haben wir uns dann mit der Reise nicht mehr beschäftigt…

PUNTA CANA TO SAMANA

Anfang Dezember und nach 5 Stunden Autofahrt von Potsdam nach Düsseldorf und weiteren 10 Stunden Flug, kommen wir gegen 18Uhr Ortszeit in Punta Cana an. Übermüdet, es ist warm und feucht wie in einer Schwimmhalle und ich will doch nur aus dem Gebäude raus. Da wir natürlich absolut nicht vorbereitet sind (warum auch, ich kann doch weltweit am ATM Geld abheben), stehen wir etwas verwirrt vor der Passkontrolle, als die Reisenden um uns bereitwillig 10$ und 20$ Scheine für irgendeinen Touristenkram den Mitarbeitern überreichen. Ich bin noch vollkommen in meiner Fuerteventura-Vibe-Blase, die ich vor 8 Tagen erst verlassen habe und sehr dankbar, als ein Paar in unserem Alter uns auffordert, einfach hinterherzulaufen während sie laut “Working Crew” rufen. Wir werden durchgelassen und im nächsten Moment klingelt mein Handy, unser Airbnb Host Udo. Wir haben einen Mietwagen gebucht und Google schlägt uns eine 3 Stunden lange Route von Punta Cana nach Samana vor. Udo lacht, es ist dunkel, die Straßen gefährlich und wir werden mindestens 7 Stunden brauchen. Langsam dämmert uns, dass wir im Vorfeld vielleicht ein bisschen bessere Recherche über Land und Leute hätten anstellen sollen. Wir buchen ein günstiges Hotel per Booking.com noch bevor wir unser Gepäck haben.

An der Autovermietung spricht man Spanisch und gebrochenes Englisch mit uns, wir sollen noch irgendeine Versicherung buchen. Ob die notwendig und sinnvoll war, wissen wir bis heute nicht. Aber wir sollten auch noch lernen, dass die ganze “Mietwagen für zwei Wochen” Idee vielleicht generell ein kleiner Witz war. Wir verlassen endlich das Flughafengebäude und ich checke, dass es eigentlich gar kein richtiges Gebäude war und es draußen noch viel wärmer und feuchter ist. Unser kleiner KIA, der schon gut verbeult und für die Straßen hier viel zu tief gelegt ist, flitzt mit uns durch die Nacht und wir finden uns in einer dunklen Gegend mit umzäunten Grundstücken und Wachmännern, zwischen Sandstraßen und Palmenwäldern wieder.

Ein kleines Zimmer mit grün bemooster Dusche und lautem Ventilator. Wir sind übermüdet, ein bisschen überfordert und lachen darüber, wie unvorbereitet wir tatsächlich sind. In den nächsten Tagen erstellen wir eine Liste von Dingen, die man nicht in der Dominikanischen Republik tun sollte und die wir trotzdem machen. Aber erstmal schlafen und irgendwie an das feucht-heiße Klima anpassen, während Freunde und Familie in Deutschland bei 2 Grad zittern. Am nächsten Morgen sehen wir zum ersten Mal die Palmenwälder im Sonnenschein und haben Roadtrip-Feeling auf der Autobahn. Wir zahlen brav jede Maut und uns kommt zum ersten Mal ganz casual ein Geisterfahrer entgegen. Wir mit 120 Sachen und er in Flipflops und ohne Helm auf seinem Moped. Etwas später neben uns eine Familie, Mutter, Vater, Baby und Kleinkind – auf einem Moped, ohne Helm, okay. Die Fahrt wird aber erst in den Städten und Dörfern besonders aufregend. Unsere zahlreichen Versuche über die Bodenwellen zu fahren ohne aufzusetzen (haben wir irgendwann perfektioniert!), Kinder, Tiere und Dorfbewohner, die auf der Straße sitzen und Mopedfahrer, überall.

LAS GALERAS

Udo hat uns empfohlen in Samana einzukaufen, da die Supermärkte in Las Galeras sehr teuer sind. Wir fühlen uns ertappt, sind wir arroganten Europäer doch wirklich davon ausgegangen, dass hier alles günstiger wäre. Wir gehen natürlich in den falschen Supermarkt, kaufen viel zu teuer ein und werden irgendwie immer und überall belächelt. Das stört uns erstmal nicht weiter, doch vermisse ich zu diesem Zeitpunkt ein bisschen die entspannten Dude-Vibes, die ich in der Woche zuvor auf Fuerteventura erlebt hatte. Hier ist es laut, es riecht nach Benzin und ich kann mich kaum verständigen, weil nur selten jemand Englisch spricht.

In Las Galeras kommen wir bei Udo und Jynet im Coco Banana Resort an. Wir haben ein kleines Häuschen für uns allein und Udo wohnt mit seiner einheimischen Frau, die gerade hochschwanger ist, nebenan. Das Haus ist wunderbar und liegt direkt neben einem Bananenfeld, ca. 10min vom Strand entfernt. Nach 6 Stunden Fahrt und über 48 Stunden Reise wollen wir jetzt endlich unsere Füße ins Meer halten! Udo besteht darauf, dass Jynet uns begleitet, wenn wir die Hauptstraße entlang durch das Dorf laufen.

Las Galeras ist einfach, es gibt viele bunte Häuschen, aber auch viele Baracken. Kurz vor dem Strand finden wir einige Restaurants und Gift Shops. Vor ihnen eine Menge junger Männer auf ihren Mopeds. Sie grüßen Jynet und wir laufen entspannt zum Strand, wo es eine kleine Bar mit Restaurant gibt. Es ist 16.30Uhr, die Sonne geht langsam unter und das Meer ist ganz klar, türkis und warm. Rechts, links und hinter uns – riesige, schlanke Palmen. Vor der Bar ein Pick Up Truck, von dessen Ladefläche Kleidung verkauft wird. Wir haben unsere erste Pina Colada – direkt aus der Ananas. Dafür hat sich die Reise schon mal gelohnt.

Wenn es dunkel wird, hören wir an 8 von 10 Nächten laute Latinomusik. Und damit meine ich um einiges lauter als Rummel-Lautstärke. Wir sitzen auf unserer Terrasse und denken, das ganze Dorf feiert. Udo nimmt uns mit zur Banana Bar. Tatsächlich sind die meisten Läden leer, viele Einheimische sitzen davor und trinken Rum und Bier. An der Straße hängen überwiegend junge Männer rum mit strahlend weißen Sneakern, weißen Jeans und polierten Mopeds. Die Musik ist so laut, dass sich niemand so richtig unterhalten kann. Trotzdem wiederholt sich dieses Spektakel fast jeden Abend bis Mitternacht oder etwas länger. Udo sagt, wir gehen zu früh wieder nach Hause, der Dominikaner geht erst später tanzen.

LA PLAYITA

Der Playita Strand, drei Minuten Autofahrt von der Coco Banana Ranch entfernt, sollte das Ziel unseres ersten Relax-Days sein. Wir gönnen uns zwei Liegen für den Tag (ca. 5€), es ist alles sehr gepflegt und nicht viel los. In einem kleinen Häuschen verkauft eine stylische Dominikanerin frischen Fisch, gegrillt und mit Aubergine und typisch dominikanischem Reis, dazu einen kräftigen Mojito. An den meisten Orten, die wir besuchen werden, sind mehr Einheimische anwesend als Touristen. Wir bekommen unsere erste Kokosnuss vom Baum geschlagen, ich freunde mich mit den ersten Straßenhunden an und obwohl ich kein Fan von Strandurlaub bin, war diese Reise auch als entspannte Auszeit gedacht, um den Kopf nach diesem aufregenden Jahr abzuschalten.

Am dritten Tag hat Udo einen Ausflug für uns organisiert. Viele Trips kann man nur mit Guide oder Boot machen und das Angebot davon ist sehr groß, sodass wir beim Spaziergang durch’s Dorf oft von mehreren Seiten gleichzeitig angesprochen werden. Wir müssen schnell feststellen, dass wir als Touristen hier ein “Durchlaufposten” sind und selbst nette Gespräche, die sich im ersten Moment authentisch und offen anfühlen, sehr schnell zu Verkaufsgesprächen für Ausflüge werden. Wir nehmen gern Udo’s Hilfe an, auch wenn uns bewusst ist, dass er unausgesprochen auch an uns verdient. Vor Ort ist es schwierig einzuschätzen, welcher Deal gut ist und der Unterschied von “nett” und “verkaufsfördernd” fällt nicht leicht. Wir sind zwei Mädels, denen Tourist auf der Stirn steht, auch wenn wir Udos Rat befolgen und weder viel Schmuck tragen, noch mit Kamera und iPhone durch die Gegend rennen. Wir fragen uns öfter, wann die Situation wirklich gefährlich ist und wann sie uns so präsentiert wird, damit wir einen Guide buchen.

PLAYA MADAME

Eines ist sicher, wir haben gemischte Gefühle vor unserem Ausflug zum Playa Madame zu zweit allein mit drei Locals. Udos Bekannter und seine zwei Söhne sollen mit uns die Tour zum Playa Madame machen. Zu dieser kleinen Bucht kommt man nur zu Fuß durch den Dschungel. Den Weg bis dahin wollen wir mit Pferden beschreiten, wobei ich noch nie geritten bin aber sehr froh sehe, dass die Tiere nicht so ein Metallteil im Maul haben. An manchen Stellen war es trotzdem grenzwertig. Wir “reiten” also entspannt durch das Dorf, am Touri-Strand eines Hotelresorts entlang, einen Berg hinauf, Bananenblatt-snackend durch ein Feld und ein Stück in den Dschungel, bis wir das letzte, sehr steinige Stück an Höhlen entlang zum Strand klettern. Auf dem Weg treffen wir ein deutsches Pärchen, dass sich im Wald verirrt hat und sich dankend anschließt.

Die Bucht und der Strand sind einfach nur ein Traum. Udo meint, es ist schon lang nicht mehr so schön wie früher (aber das hat er über fast alles auf der Insel gesagt), doch sind wir ganz begeistert von der einsamen Bucht und dem schönsten, natürlichen Strand ohne Liegen oder Imbiss oder irgendetwas. Die Söhne klettern mit der Machete ganz easy auf eine Palme und schlagen uns frische Kokosnüsse. Guide und Dad füllt sie mit Rum auf und überreicht sie uns mit einem breiten Grinsen “Coco Loco” – stark, aber ja irgendwie auch gesund meint ihr nicht?

Wir haben die Bucht eine dreiviertel Stunde für uns bevor das Hotel von nebenan drei volle Boote mit Touristen an den Strand schiebt. Auf einmal fühlen wir uns ein bisschen cooler, so als zwei reisende Mädels, mit drei Locals allein am Strand, die uns gerade ein typisch dominikanisches Mittagessen auf Palmenblättern zubereiten (Chicken Stew, Reis mit Erbsen und Tomatensalat mit ordentlich Essig) und mit Coco Loco und Cuba Libre abfüllen. Ich lerne, dass dieser hier mit einer 70-30 Mischung getrunken wird (70 ist natürlich Rum) und ohne Limette. Ich habe vorher nie Rum getrunken, auch das hat sich nach dieser Reise geändert. Wir bleiben noch zwei Stunden am Playa Madame und traben dann, ein bisschen heiter, zurück.

Während wir relativ schnell verstehen, dass Roadtrips hier nicht ungefährlich sind und meine Anne auf einmal einen positiven Schwangerschaftstest (happyhappyyy) vor mir wedelt, entscheiden wir uns die meiste Zeit die Gegend um Las Galeras zu erkunden. Am Playita kennt man uns und wir trauen uns gemeinsam ins Meer zu gehen. Immer wieder unternehmen wir Trips, wie zum Playa Rincon, der zu einem der schönsten Strände der Welt gehören soll.

PLAYA RINCON

Besonders dabei: ein eiskalter Süßwasserfluss mündet an der westlichen Seite des 3km langen Strandes direkt ins Meer. Wer möchte, kann mit einem Guide und Boot eine Tour durch den Mangrovenwald machen. Wir entscheiden uns für ein erfrischendes Bad in dem glasklaren, türkisgrünen Fluss, der leider wie das abgestandene Wasser in einer Blumenvase stinkt. Am Strand Algen und Gestrüpp aus dem Meer, dazwischen Plastikmüll. Danach riechen wir genauso und gemischt mit der Hitze, zieht es uns schnell weg zum Strand, der (obwohl es Samstag war) menschenleer und mit laut knallenden Wellen auf uns wartet.

Wir machen es uns gemütlich, springen abwechselnd in die Wellen und genießen den Ausblick bis mich Anne ganz ruhig hinweist, mein Handy und Buch einzupacken. Links hinter uns ein Jeep mit Jugendlichen, genau vor uns drei 11jährige Jungs, die erst im Wasser gespielt haben und jetzt immer weiter zu uns robben. Anne versteht irgendwas mit Geld, wir bekommen ein ungutes Gefühl, packen langsam unsere Sachen und gehen gemütlich zum Auto. Vielleicht war das übertrieben, aber ohne andere Touristen fühlen wir uns auf einmal sehr unbeschützt und nachdem wir den Motor eingeschalten haben, laufen die drei Jungs wild gestikulierend auf uns zu. Wir fahren zur Ostseite des Strandes, wo es Liegen und Imbisse gibt und vermissen ein bisschen die Playita, die nicht stinkt, nicht so verschmutzt ist und irgendwie überschaubarer.

(Dieses Bild ist von Pinterest whooops…)

Der nächste Ausflug ist von Joel und Ludi organisiert und wir fahren mit einem französischen Pärchen, dass anscheinend die Exclusive Variante gebucht hat, via Motorboot zum Playa Fronton. Man sagt, dass hier ein Teil von “Fluch der Karibik” gedreht wurde, nur weiß niemand wo oder was. Der Strand ist nur mit dem Boot erreichbar, da sich direkt dahinter hohe Klippen erschließen. Der Blick ist atemberaubend, der Himmel blau und die erste Kokosnuss schon von der Palme.

PLAYA FRONTON

Die Guides überlassen uns heimlich das Schnorchelset der Franzosen und Anne bringt mich zu meinem ersten Tauchgang. Auch an dieser Stelle wurde uns wieder gesagt, dass das Riff vor dem Strand einmal wunderschön war. Jetzt ist es grau, mit ein paar bunten Fischen und riesigen Seeigeln. Ich war trotzdem begeistert, vielleicht hätten wir auch mehr gesehen, wenn wir etwas erfahrener und weiter draußen geschnorchelt wären.

Wir sitzen mit dem Po im Wasser und lassen uns von den Wellen umspielen, als uns das erste Tablett mit Obst von hinten erreicht. Danach die Frage, ob wir Cuba Libra wollen. Wir verstehen schnell, dass die Guides (die fast in unserem Alter waren) uns heimlich die Reste der Franzosen anbieten und nehmen dankend an. Der Rest des Tages verläuft in einer witzigen Eigendynamik von wilden Bootstouren zum nebenliegenden Playa Madame, Erkundungstouren durch die Höhlen, mit Drink in der Hand Despacito singend und halbspanisch rappend mit den Guides im Wasser und im Bikini Bachata am Strand tanzend. Wir freunden uns an, es ist lustig und uns wird nicht einmal eine Tour angeboten, was alles so viel entspannter und authentischer macht.

Am Abend treffen wir die Guides wieder, sie bringen Cola und Rum vom Supermarkt. Der eine hat eine Freundin in Deutschland (wie so viele hier), der andere macht uns eine Liebeserklärung auf Spanisch. Wir verabschieden uns und lehnen den kostenlosen Bootstrip an den “Playa d’Amour”, wie sie ihn nennen (ein kleiner Strand zwischen Playita und Rincon), ab. Schade, ich hätte gern ein bisschen local Anschluss gehabt, aber natürlich nicht auf diese Art.

Die Tage vergehen und neben Ausflügen nach Samana zum Einkaufen mit Jynet, haben wir einen Platten im Reifen, der uns in fünf Minuten und für ca. 5€ geflickt wird. Wir bewegen uns in einer Blase von großartiger Gastfreundschaft und wirren Geschichten von Orten, an die wir nicht gehen sollten, Plätzen, an denen wir überfallen würden und Abenden an der Banana Bar, wo wir ohne Udo das vierfache zahlen, während wir junge Mädels in knappen Kleidern beobachten, wie sie Ü60 Touristen bezirzen. Nachts schließen wir unsere Metallgittertür mit zwei dicken Vorhängeschlössern ab, während Udo etwas weiter hinten, drei Tore verschließt und zusätzlich zwei Überwachungskameras und drei Wachhunde bei sich hat. Das Licht bleibt auf dem Grundstück an und wir hören streunende Hunde oder Schritte oder Reißverschlüsse… es ist sehr aufregend hier. Stirbt einer der vielen Straßenhunde, jault nachts das Dorf wie ein Wolfspack und mir läuft es kalt den Nacken herunter.

JUNGLE HIKE EL LIMON

Wir entschließen uns für einen Trip zum bekannten Wasserfall in El Limon. Auf dem Weg treffen wir immer wieder winkende Guides an der Straße, mit Schildern und abgemagerten Pferden. Ich habe gehört, dass die Pferde besonders hier kein gutes Leben führen und wir möchten auf jeden Fall wandern. Außerdem macht mich das beachen wahnsinnig und ich muss meine Füße bewegen. Wir fahren in eine Kurve und auf einmal fährt neben mir auf dem Mittelstreifen ein Moped und ruft in mein Fenster “El Limon?”. Die Guides werden immer aufdringlicher und wir befolgen Udos Tipp, bis in die Stadt zu fahren. Wir finden einen Veranstalter mit einem kleinen Haus und Privatparkplatz. Am liebsten würden wir die Tour allein machen, aber immer wieder sagt man uns das sei unmöglich oder zu gefährlich oder es gäbe zu viele Wege. Wir fragen nach einer Tour und finden einen Guide, der mit uns wandert und uns nicht auf der Straße angeschrien hat – whoop!

Wir wandern ca. eine Stunde durch den Dschungel und über einen Berg. Es sind feucht-heiße 30Grad und ab und zu gibt es Nieselregen. Wir haben wieder Glück und erwischen den Wasserfall in einem einsamen Moment. Er ist frisch, das Wasser milchig und uns wird ein Papagei auf die Schulter gesetzt. Wir springen abwechselnd in das kalte Wasser – großartig! Zehn Minuten später kommen ca. 30 Touristen um die Ecke – bloß weg. Durch mehrere Flussbetten geht es einen anderen steilen und steinigen Weg zurück. Insgesamt wandern wir ca. 10km durch den Wald bis wir wieder in dem kleinen Ort ankommen. An der Straße kaufe ich Kaffeebohnen (die sich zu Haus als ein bisschen zu schwarz geröstet herausstellen) und gemahlenen Kakao vom selbsternannten Maestro aus seiner Holzbude.

Nachdem wir gelernt haben, dass wir zum Flughafen eher 7 als 3 Stunden brauchen, entscheiden wir uns einen Tag eher abzureisen. Anne wünscht sich eine Übernachtung in einem All Inclusive Hotelresort und auch ich hätte Lust auf einen Tag ohne Tourguides am Straßenrand. Wir buchen ein Zimmer in La Romana.

HOTEL RESORT

Nach zwei Wochen gut eingelebt im dominikanischen Alltag, kommt uns das Hotel wie Plastik vor. Alles künstlich angelegt, alles sauber. An der Bar freue ich mich auf eine All Inclusive Pina Colada – und bekomme den fertigen Mix aus der Packung, die ich gestern noch im Supermarkt in Samana gesehen habe. Es schmeckt ein bisschen nach Spülmittel und meine Nase ist ordentlich verwöhnt nach zwei Wochen sonnengereifter Ananas. Neben mir bestellt ein Herr Cuba Libre und der Barkeeper antwortet, es gäbe leider keinen braunen Rum. ich verschlucke mich fast, ist der Extra Viejo (mein Favorit) hier günstiger als Sonnenmilch.

Das Buffet ist eine große Enttäuschung und irgendwie fühlen wir uns hier zwischen den Familien und Animateuren fehl am Platz. Es ist unauthentisch, der Strand und das Wasser schön, aber es fehlen die lachenden Locals, die verrückten Straßenhunde, der zahnlose Opi mit Machete und Kokosnuss. Am nächsten Morgen sind wir die ersten am meterlangen Steg, der werbefotoreif ins türkise Wasser führt. Natürlich sind die ersten Plätze schon vor dem Frühstück mit Handtüchern belegt, aber wir nutzen die Einsamkeit um ein ordentliches Arschbomben-Video von Anne zu drehen. “Wir trinken noch aus, dann kommen wir wieder nach Haus.” Eine kleine Nachricht an die Freunde, die uns nach zwei Wochen Palmenbildern im Dezember noch liebhaben.

Kurz vor Abflug geht es noch an die berühmten White Sands. Das Navi schickt uns direkt in eine Hotelanlage und wo wir nicht weiterkommen, lassen uns die Hotelguards heimlich durch den Hintereingang zum Strand fahren. Wir parken in einer Müllhalde am Wald. Wo uns weite weiße Strände erwarten sollen, steht eine Liege an der anderen und eine Bude neben der nächsten. Wir sind so froh die Insel auf eine andere Art kennengelernt zu haben.

Da wir uns mit dem Land und auch den Empfehlungen (zum Beispiel des auswärtigen Amtes oder anderer Touristen) erst vor Ort beschäftigt haben, schrieben wir eine Liste von all unseren “Regelbrüchen” 😉

11 DONT’S IN DER DOMINIKANISCHEN REPUBLIK

  1. Man sollte nicht allein Autofahren. Die Straßen sind sehr schlecht (in einem großen Schlagloch steckte ein Stock, darauf eine bunte Chipstüte als Warnsignal), es sind viele Menschen, kleine Kinder und Tiere direkt darauf unterwegs (auch sitzend) und bei einem statistisch sehr wahrscheinlichem Unfall gibt es viele Folgen, u.a. ein möglicher Gefängnisaufenthalt. Wir denken, das es schon geht, wenn man aufpasst. Im Dunkeln oder zu oft wollten wir trotzdem nicht zu zweit umherdüsen oder in unbekannten Dörfern anhalten. Was den echt teuren Mietwagen irgendwie etwas sinnlos gemacht hat.
  2. Man sollte niemals das Hotelresort verlassen. Wir finden, das ist Quatsch und man sollte sich auf jeden Fall das Land, die Leute und vor allem die Folgen dieses Wahnsinnstourismus anschauen.
  3. Man sollte keine eigenhändigen Ausflüge machen. Udo hatte oft Bange um uns, wenn wir allein unterwegs waren. Woher das kam, da sind wir nicht sicher. Oft hätten wir uns aber tatsächlich eine männliche Reisebegleitung gewünscht, was mich etwas traurig gemacht hat.
  4. Man sollte nachts nicht allein auf die Straße gehen. Dazu haben wir gemischte Gefühle. Wir hätten gern nachts länger draußen im Dort gesessen. Nur der Vibe war weder entspannt, noch sicher. Vielleicht ist es in einer Stadt anders.
  5. Man sollte nicht dort schwimmen, wo man nichts sehen kann. True Story, dann wäre ich auch am ersten Tag nicht in den Seeigel getreten.
  6. Man sollte die Mittagssonne meiden. Na das muss jeder selber wissen. Wir waren da echte Pro’s und pünktlich um 11 am Strand!
  7. Man sollte nicht barfuß auf dem Pferd durch den Dschungel reiten. Yep. Wir haben unsere Füße in feinen Sandalen ohne Ende durch die Büsche gezogen.
  8. Man sollte nicht im Supermarkt einkaufen. Wer es findet, sollte in Samana in den Großmarkt gehen, der einfach eine offene kleine Halle am Straßenrand ist. Es ist laut und voll, selten stehen irgendwo Preise, aber es ist mehr als die Hälfte günstiger.
  9. Man sollte die Touristenkarte am Flughafen kaufen. Nope, ihr seid “Working Crew”!
  10. Man sollte keinen zu auffälligen Goldschmuck tragen. Wir haben unsere zarten Kettchen anbehalten, auf alles andere wie viel Make Up (braucht man bei der Sonne ja eh nicht) oder Kameras verzichtet. Tatsächlich sind die Verhältnisse sehr schlecht und man fällt außerhalb der Hotelburgen sehr auf, auch ohne europäischen Schnickschnack. Am letzten Tag habe ich viele Fotos aus dem fahrenden Auto geschossen oder wir haben kurz angehalten. 
  11. Man sollte seine Getränke ohne Eis bestellen. Das ist ein bisschen Zufallssache. Uns hat es beide einmal erwischt. 

MEMORIES OF THE CARRIBEAN

Fast 4000 Worte über zwei Wochen Karibik. Ich hatte es mir anders vorgestellt, touristischer auch im Landesinneren, nicht so schmutzig und zerüttet. Vielleicht waren wir an manchen Punkten zu ängstlich, was an unserer fehlenden Abenteuerlust zum Jahresende, Annes neuen Umständen und der Tatsache lag, dass wir uns einfach Null damit beschäftigt hatten. Das habe ich gelernt. Nie wieder weite Reisen ohne mich vorher etwas zu belesen. Denn vor Ort verzerrt es das Bild und es war zumindest für uns sehr schwer ein Gefühl für Wahrheit und Gefahr zu haben.

Ich sehe, welches Paradies diese Insel gewesen sein muss und es für uns Ostsee-Badeurlauber auch ist. Leider sehe ich aber auch ein nicht funktionierendes System, welches sich nur um den schnellen Tourismus dreht und null nachhaltig ist. Dazu eine enorme Umweltverschmutzung, die mir das Herz gebrochen hat. Ich hatte so oft das Bedürfnis mit einem Müllbeutel durch die Palmen zu jagen. Und von Walen, Tierschutz und der Stellung der Frau brauchen wir gar nicht zu beginnen. Wie gut es uns hier nur geht.

Ich lege jedem ans Herz, die Insel ohne Hotelresort zu besuchen und am besten mit etwas Zeit um die Inseln in der Umgebung zu erkunden. Schaut Euch die Strände an und sagt Nein, wenn die Tiere schlecht aussehen oder man Euch auf die “Barcadi-Insel” schleppen möchte. Wir als Touristen bestimmen das Angebot. Adios!

Fuerteventura Part II – Dude Vibes und noch mehr Sand

January 28, 2018TRAVEL4

Fuerte – schon 2016 habe ich mich in die Insel verliebt und was ich liebe, teile ich gern. Hier kommt der zweite Teil unseres Trips im November 2017. Ganz in warmer Sommerstimmung um uns allen den miesen Januar zu erwärmen!

 

Ich konnte es kaum erwarten Madlen Fuerte zu zeigen! Hatte ich im Jahr zuvor doch drei Wochen im Süden der Insel, in Esquinzo, in einem Clubhotel gearbeitet (nachzulesen auf dem Alabasterblogzine). Leider war damals die freie Zeit sehr knapp und ich deswegen super aufgeregt diesmal nur zum Urlaub vorbeizukommen. Erstes To Do nach dem Flug? Socken aus und Mietwagen her! Vollkommen übermüdet und aufgekratzt düsen wir in den Norden Corralejo. Unser Hostel überrascht uns mit gemischten 4er-Zimmern und einer Menge italienischer Männer. Das Abenteuer beginnt und der erste Weg führte uns zu den sandigen Dünen im Nordosten. Madlen brauche ich zu diesem Zeitpunkt gar nicht mehr ansprechen, sie sitzt breit grinsend neben mir am Strand und beobachtet die Wellen. Wir atmen tief ein und der ganze Trubel, das nasskalte Wetter und die schlechte Laune sind jetzt endlich weit weg.

 

 

 

Es ist verrückt, wie diese Insel so viele positive Vibes aussenden kann. Dabei ist ihre Natur so minimalistisch. Ewige Sanddünen, die in Wüste übergehen, Schotterstein-Berge, Mondlandschaften und steile Klippen. Alles was grün oder Palme ist, wurde meist von Menschenhand angelegt. Für mich einer der schönsten Orte mit weiten Schotterflächen, von rostigem Orange bis zu steinigem Grau, in denen ich komplett das Gefühl für Entfernungen verliere.

 

Hang Loose

 

Während wir uns einleben, die Italiener im Hostel mit unserem Frühstücks-Game beeindrucken (Cappuchino mit Honig vs. Ei, Brot, Olivenöl, Oliven und Ziegenkäse – “You girls win breakfast!” hehe) und mit dem Auto von Strand und Stadt zum nächsten Strand düsen, treffen wir immer wieder neue Freunde und Bekannte, Reisende, Surflehrer, Yogis, Hippies und eine Menge Dudes. Hang Loose ist hier ein Lebensgefühl, welches überall in der Luft liegt. Unsere Gespräche wandeln sich nach kürzester Zeit in tiefsinnige Diskussionen über Nachhaltigkeit und Glück. Was ist mit dieser Insel los, dass wir uns hier so fokussieren können und auf einmal alle Gedanken und Wünsche so deutlich sind? Wir tollen in den Wellen und Sand klebt in unseren Gesichtern. Unser liebstes Make Up ist die gute Laune!

 

 

Während Madlen praktisch keine Sekunde ohne Meeresblick sein möchte, liebe ich es das Landesinnere zu entdecken! Die kleinen Dörfer inmitten steiniger Wüstenberge faszinieren mich und zu langes beachen macht mich unruhig. Nach vier Tagen sitzen wir in der Return Bar in Lajares und ich kann meine Füße nicht mehr stillhalten. Im Mondschein spaziere ich ein Stück am Wüstenrand entlang.

HIKERSGONNAHIKE

 

Als zwei Tage später Madlen ihre Nachtruhe nachholen möchte, bin ich nicht traurig und nutze die freie Zeit für einen Wanderausflug. An der Northshore gibt es einen Berg mit Krater, der auf meinen Besuch wartet. In Vans und Kleid, mit Kamera, Snacks und Wasser bepackt, laufe ich eine große Runde durch die Steinwüste und um den Berg. Nach einem kurzen, steilen Aufstieg werde ich mit einer großartigen Aussicht auf das Meer und die Isla de Lobos belohnt. Während ich auf einem Fels sitze und eine Pause einlege, springt mir ein Chipmunk auf den Schoß und erkundet meine Kamera. Auf dem Rückweg halte ich an einer der stylischen Bäckereien, die eine Mischung aus hippen Berlin und Surferbude sind, und besorge uns Kuchen und Kaffee. Dass ich allein mit dem Auto unterwegs sein kann, durch die Wüste wandere und mich die komplette Zeit sicher und gut fühle, werde ich bei meiner nächsten Reise sehr schätzen lernen.

 

 

 

Für Fuerte braucht man eigentlich keine Tipps, sondern einfach ein kleines Auto und ein bisschen Abenteuerlust, die Insel zu erkunden. Für uns war es eine besondere Woche mit so vielen neuen Begegnungen und Eindrücken. Ich habe eine alte Bekannte wiedertreffen können, die uns die Insel auf eine ganz authentische Art zeigen konnte (mit den Locals, zum Acro Yoga und Jonglieren, in der Wüste) und uns kein größeres Willkommens-Gefühl hätte geben können! Für unsere Freundschaft war es der erste große Trip und der Beweis, dass wir kein besseres Reise-Team sein könnten!

 

FUERTE FOREVER

 

Für uns steht fest, dass wenigstens ein Fuerte-Trip im Jahr drin sein muss. Für’s Herz, den Kopf und die guten Vibes! Ich konnte Madlen noch nicht Cofete zeigen (einen meiner Lieblingsorte!) und sie hat mich noch nicht zum Surfen gebracht. Beides wird sich noch dieses Jahr ändern und macht die Insel zu einem ganz besonderen Ort für unsere Freundschaft. Love you!

 

 

 

Was hat uns der Spaß gekostet?

Flüge via Ryanair: 90€

Hostel via Airbnb (Surfintrip): 230€

Mietwagen via Check24 (Interrent): 130€

Kosten pro Nase für eine Woche Fuerteventura: 270€

 

 

Fuerteventura Part I – für immer verliebt in Dude Island und warum Spanisch eigentlich Italienisch mit S ist!

December 13, 2017OCEAN, TRAVEL6

Freunde…nennen wir es Post-Reise-Depression, aber nach intensiven Erlebnissen und auch wenn es sich um nur eine Woche auf der kanarischen Insel Fuerteventura handelt, benötige ich immer unglaublich lange um wieder daheim anzukommen bzw. bis die Seele nachkommen kann. Sarah hat das diesmal ganz schlau gelöst und sich ganze acht Tage später direkt für 14 Tage in die Karibik verpisst, Dominikanische Republik ist eben auch nur einmal im Jahr!

Ich sitze also hier, nach 30 Grad Temperaturunterschied, finde immer wieder Sandkörner im Rucksack und bin in Gedanken schon längst wieder am Meer, denn für mich geht es Ende des Monats, pünktlich zu Silvester für über zwei Wochen nach Südafrika. Aber zurück nach Feurte oder wie wir es liebevoll nennen: FUTURE VENTURE.

Nach sieben Nächten, 2000 geschossenen Fotos und einem enormen Instagram Spam will ich Euch nun in Part I unseres kleines Reiseberichts meine Version der Insel zeigen….Sarah darf dann Part II übernehmen, weiss sie nur aktuell noch nicht.

Was Euch in den nächsten ca. 600 Wörtern erwartet wird? Bikinis und Strände…denn des Oceanloving-Girl in mir (so heisst übrigens auch das Fair Fashion Label, deren Bikinis wir stolz wie Bolle getragen haben) kann vor allem eins: 24h aufs Meer glotzen, mal mit Surfbrett unterm Arm, mal mit Cocktail in der Hand, ich bin da sehr flexibel.

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#WhyIHike – Ein Brief meines Bruders.

November 14, 2017HIKE, TRAVEL3

Es gibt viele Gründe zu Reisen und zu Wandern. Unter dem Tag #WHYIHIKE möchte ich euch einige davon erzählen. Wie könnte ich da besser beginnen, als mit einem wundervollen Brief von meinem Bruder. Als ich 11 Jahre alt war, zog er aus und begann sein Studium. Seitdem war er für mich immer der große Bruder, der ewige Student, der Weltenbummler.

Heute ist er das für mich immer noch, auch wenn er schon längst nicht mehr studiert. Von seinen Reisen erzählt er mir immer noch und ich höre begeistert zu, hoffe, das wir irgendwann gemeinsam ein Stück der Welt erkunden. Ich habe ihm ein paar Fragen gestellt. Zu seinen Reisen, der Motivation und Bedeutung dahinter und zur Ausrüstung und seinen Must-Haves. Wie gewohnt bekam ich eine ganz besondere Art von Antwort in Form dieses Briefes:

Liebes Schwesterherz,

dafür, dass ich nun schon seit fast 20 Jahren reise, habe ich eigentlich noch nicht so viele Länder und Kontinente besucht. Mit Geburtsjahr 79 bin ich ja offiziell ein “Gen Xer” und habe somit dem bodenständigen Leben immer den Vorrang gegeben. Im Gegensatz dazu seid Ihr “Millenials” ja geradezu die Inkarnation des Reisefiebers, Fernwehs und der YOLO-Philosophie. Soweit die verklärenden Vorurteile. Entschuldige, dass ich erst so spät auf Deine Fragen antworte – ein Hinweis auf meine eigene etwas verpeilte Chaotie, wenn es um die schönen Dinge des Lebens geht. Denn ich habe mich eigentlich sehr über Deine Frage gefreut, schließlich reden wir viel zu selten miteinander – und da ist auch so ein langer Austausch willkommen. Und Deine Fragen eröffnen mir auch mal die Möglichkeiten etwas anderes zu schreiben als tiefernste, präzise wissenschaftliche Texte. Also jetzt zu Deinen Fragen:

1. Wo bist du schon überall hingereist? – verändere ich mal in: seit wann und warum reist Du? (inklusive Essentialdiskussion)

Ich habe das Reisen schon immer sehr gemocht. Unterwegs sein, jeder Schritt einer ins Unbekannte, jeder Blick ein neuer Eindruck, jeder Tag manchmal bis zur Unerträglichkeit mit beidem gefüllt. Dazwischen die Einsamkeit des Alleinreisenden oder die sich subtil ankündigende “Verzweiflung” vor scheinbar unüberschaubaren Herausforderungen – welche sich dann meist doch Schritt für Schritt, Blick für Blick in handhabbare Herausforderungsportionen unterteilen lassen, welche mit etwas Geduld und hilfreichen Fremden dann in freundlichem Einverständnis konsumiert werden. Wahrscheinlich wurde mein Reiseappetit schon früh durch intensive Lektüre verschiedenster Abenteuer und ein Verschlingen jeglicher TV-Produkte und Computerspiele, die im weitesten Sinne etwas mit Abenteuern zu tun hatten (ich war wirklich nicht wählerisch, aber sehr verträumt und stimulanzhungrig) geweckt.

Aber im eigentlichen Sinne begann alles mit einer Interrailreise durch Frankreich und Spanien nach Portugal und Marokko. Damit habe ich mir mit Anfang 20 einen großen Traum erfüllt und bin in ein für mich riesiges Abenteuer eingetreten. Ich erinnere mich noch, wie ich morgens im vollen und stickigen 6er Abteil eines tattrigen Fernzuges aufwachte und langsam einen verzauberten knorrigen Olivenbaumwald im Nebel am Fenster vorbeigleiten sah – Portugal begrüßte mich auf märchenhafte Weise. Ein Moment, welcher ikonisch für so viel Staunen und Genießen auf all meinen Reisen stehen sollte. Ich erinnere mich an abenteuerliche Bekanntschaften mit anderen Reisenden. Schweizer Schwarzfahrer, die ich später in Südportugal wiedertraf und mit denen ich eine Nacht am Strand auf fischigen Styroporplatten verbrachte. Dort traf ich ein amerikanisches Abenteuerpärchen, welches ich später in Marakesh wiedertreffen sollte. Und einen angehenden Schauspieler aus Berlin, mit welchem ich den Weg zum südwestlichsten Punkt Europas bestritt und welchen ich unwahrscheinlicherweise in meinem Freundeskreis, daheim in Osnabrück, wiedertreffen sollte. An eine kleine Verliebtheit auf meiner Reise von Portugal an die spanische Südküste zur Fähre nach Tanger, Marokko – ein weiterer beeindruckender Kontakt und eine zärtliche Erinnerung, die mir lange erhalten bleiben sollten.

Ich erinnere mich an die beeindruckende Exotik orientalischer Nächte auf dem Djemaa el Fna in Marakesh mit Schlangenbeschwörern und tanzenden Transvestiten im gelben Licht der Glühlampen deftig-duftender Imbissstände.

Ich erinnere mich an die beeindruckende Exotik orientalischer Nächte auf dem Djemaa el Fna in Marakesh mit Schlangenbeschwörern und tanzenden Transvestiten im gelben Licht der Glühlampen deftig-duftender Imbissstände. Dort in Marokko wurde ich 3 Mal reingelegt – und obwohl es damals wirklich frustrierend und für mich teuer war – sind nun “nur” noch verklärte Erinnerungen daran geblieben. Zudem wurden wir, zusammen mit meiner später hinzustoßenden Reisebegleiterin, in ein Familien- und Justizdrama involviert, welches uns für den Rest unserer Reise in Marakesh hielt, während wir mit der Familie eines vermeintlichen Diebes durch Schreibmaschinenstuben irrten, um dem Gericht die Unschuld des minderjährigen Portemonaie-Diebes offiziell zu beteuern, und andererseits die herzliche Gastfreundschaft und vielseitige Schönheit dieses so fremden Ortes und seines Umlandes zu erleben. Dies alles sind Eindrücke, der Rücksicht auf den Leser halber etwas gekürzt, welche mir von einer Reise blieben, die mehr als 15 Jahre in der Vergangenheit liegt.

Das ist der Grund für meine Reisen – die prägende Intensität der Wahrnehmung von Mensch und Ort, die damit einhergehende Eindrücklichkeit der Erinnerungen an viele kleine Begebenheiten und Begegnungen.

Das ist der Grund für meine Reisen – die prägende Intensität der Wahrnehmung von Mensch und Ort, die damit einhergehende Eindrücklichkeit der Erinnerungen an viele kleine Begebenheiten und Begegnungen. Erlebnisse, die unter anderen Umständen – an der Supermarktkasse oder auf dem Heimweg von der Arbeit – vielleicht nur kurzzeitig irritierende, vielleicht auch längerfristig prägende Auswirkungen hätten, aber nichts von der intensiven Qualität, die ihnen der fremde Kontext, die Freiheit des Reisemoments verleiht.

Dieser ersten sehr langen und intensiven Reise folgten in Abständen von ein oder zwei Jahren weitere Abenteuer. So ging meine zweite große Reise auf den Balkan, wo ich so kurz nach dem Balkankrieg abseits zerstörter Städte an einem sehr spirituellen Rainbowgathering teilnehmen konnte. Das sind Treffen eher technikskeptischer “Hippiefamilien” (wertungsfrei), welche sich einmal im Jahr in Europa treffen, um an einem abgelegenem Ort eine kleine Zeltstadt mit der nötigsten Infrastruktur aufzubauen und von Vollmond zu Vollmond zusammen zu feiern und spirituelle Interessen zu teilen. Neben Rekiworkshops und Selbstliebekursen, gab es dort eine beeindruckende Diarroehwelle, aber auch seltsam gemischte Erfahrungen in den vom Krieg zerstörten Städten Kroatiens und Bosniens und den zu frischem touristischen Leben erwachten wunderschönen Orten entlang der Adria.

Danach kamen noch viele Reisen in exotische, weit entfernte Länder sowie Entdeckungsreisen zu Fuß und auf dem Fahrrad in die wunderschöne Natur unserer europäischen Heimat. Das Reisen macht mir heute noch genauso viel Spaß wie damals vor fast 20 Jahren, auch wenn ich den Herausforderungen heute etwas gelassener und abgeklärter entgegengehe. Natürlich ist jedes erste Mal etwas besonderes, weshalb ich heute auch nicht mehr aufgeregt im Flughafen sitze und die Menschen um mich herum beobachte – alles in mich aufsauge, um diesen unvergesslichen Moment zu genießen. Aber wie damals gibt es immer noch diese besondere Intensität der Wahrnehmung während ich in das Unbekannte vorstoße. Und es gibt natürlich diese ganz besonderen unvergesslichen Momente, die einem nur unterwegs begegnen können: in einer etwas zu zerbrechlich scheinenden Bootsschale über einen See im Herzen Indiens treiben, sich im Kleinwagen inmitten einer Elefantenherde wiederfinden und sich der Gefahr der Lage schlagartig bewusst zu werden, oder mit einem schönen Fremden einen Moment des herzerleuchtenden Lächelns zu teilen.

All diese Reisen sind so unterschiedlich gewesen, wie die Orte an die sie gingen und diese Vielfalt findet sich auch in den Anforderungen an eine essentielle Reiseausstattung wieder. Ich glaube die einzige Konstante ist für mich, sich so minimalistisch wie möglich auszustatten, um mit wenig Ballast unterwegs zu sein, sich maximal frei zu fühlen. Wie minimal hängt sicher von der Länge und Wildheit der Reise ab. Eine zweiwöchige Reise mit einem Mietwagen durch Städte und Natur, mit kleinen Tageswanderungen, kann sicher auch mit etwas mehr Gepäck angetreten werden. Für eine 3-tägige oder mehrwöchige Wanderung durch die Natur hingegen sollte jedes Gramm wohlüberlegt sein, wie ich mit schmerzend-steifem Knie im französischen Zentralmassiv feststellen durfte. Ich widme mich vor einer Reise meist 3 oder 4 Wochen gelegentlich den potentiellen Zielen, Reisemodalitäten und Witterungsverhältnissen vor Ort, um einen ungefähren Überblick der Notwendigkeiten für Kleidung und Ausstattung zu bekommen. Viele Reiseblogs helfen dann bei der Auswahl des richtigen Equipments, wobei es sich dabei wie mit dem Kochen verhält: anfangs bleibt man bei den genauen Anweisungen erfahrener Vorreiser, um dann später seinen eigenen Stil zu improvisieren. Mit dieser kulinarischen Metapher möchte ich den Kreis schließen. Ich hoffe meine kurze Beschreibung hat meine Motivation nicht zu verklärt dargestellt und macht Appetit auf Reisen. Viel Spaß – möge Hermes mit Euch sein!

Liebe Grüße,
Dein Bruderherz

Hey großer Bruder, danke für den schönen Brief! Du bist immer noch mein allergrößter Weltenbummler! Deine Sarah.

Und du? Was ist dein Grund zu Reisen? Was bedeutet es für dich? Erzähl’ es uns!

Bom Dia Lissabon – Oder warum ich gern in Galaõ schwimmen möchte!

August 26, 2017TRAVEL0

Bom Dia Lissabon! Hier auf OhSoBoho sind wir zwar vor allem am Draußen und in der Natur sein interessiert. Nichtsdestotrotz ist ein kleiner Städtetrip oft auch eine Auszeit für Herz und Hirn.

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Burry my heart on the coast – Ostseeliebe

August 4, 2017OCEAN, TRAVEL0

“Hold me still….burry my heart on the coats.”

Songtexte sind etwas wunderbares. Vor allem, wenn sie einen Gefühlszustand zu 100% auf den Punkt bringen. Letztes Wochenende war ich zwar nicht das zweite Mal in meinem Leben am Meer, dafür aber an der Ostsee. Kaum zu glauben, als Ossi und ehemaliges DDR Kind (auch wenn noch sehr klein).

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KURZ MAL RAUS – Eibsee Trip

July 28, 2017HIKE, TRAVEL1

Einen Kurztrip an den Eibsee. Das habe ich mir gewünscht seit ich das erste Mal das Lookbook von Phil&Lui bei der Fashionweek 2014 in Berlin in der Hand hielt. Ich war fest davon überzeugt, dass die Aufnahmen aus Kanada stammen. Stimmt aber nicht.

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Paradise Valley

May 18, 2017TRAVEL0

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In Valencia

February 26, 2017TRAVEL0

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Dreamy Desert Days

February 15, 2017TRAVEL0

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